Worpsweder Torfschiffer: Mit dem Torfkahn-Taxi über die Hamme (2024)

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb Menschen ein Taxi rufen. Etwa um schnellstmöglich von einem zum anderen Ort zu kommen. In den Straßen New York Citys genügt es, die Hand zu heben und schon rollt eines der gelben Fahrzeuge an. Eine neue Art von Taxi gibt es jetzt in Worpswede. Ab Freitag, 14. Juni, können sich Interessierte vom Hammehafen in Neu Helgoland bis zu Melchers Hütte befördern lassen. Allerdings nicht mit einem Auto, sondern per Torfkahn. „Ich denke, das ist eine coole und zugleich lustige Sache, die von Wanderern oder Campern bestimmt gut angenommen wird“, sagt Wolfgang Wedelich, Torfschiffer aus Waakhausen und Erfinder des Torfkahn-Taxis.

Ein Taxi ohne gelbes Erkennungsschild ist kein richtiges Taxi, findet Wolfgang Wedelich. Deshalb hat er sich im Internet passende Modelle besorgt und an den Torfkähnen befestigt. „Passt doch und sieht gut aus“, sagt er mit einem Lachen. Die Idee, auf der Hamme ein Torfkahn-Taxi anzubieten, reifte in dem erfahrenen Torfschiffer schon eine ganze Weile – 15 Jahre, um genau zu sein. Damals habe er mit einem Bekannten darüber Witze gemacht, welch ausgefallene Idee das wäre. Zur Umsetzung ist es damals allerdings nicht gekommen, auch aus zeitlichen Gründen. Nun hat sich Wedelich ein Herz gefasst und die Idee in die Tat umgesetzt. „Ich habe aber erst mal bei drei Behörden angerufen und gefragt, ob das denn alles erlaubt ist. Und ja, die haben grünes Licht gegeben“, sagt der 68-Jährige.

Ausgestattet mit einer knallgelben Mütze mit der Aufschrift Taxi sitzt Wolfgang Wedelich ab jetzt jeden Freitagnachmittag bis einschließlich 13. September auf einer kleinen Bank am Hammehafen. Um 15 Uhr fährt das Taxi dann zu Melchers Hütte. Zeitgleich startet ein anderes Taxi an Melchers Hütte in Richtung Hammehafen. Jeder kann mitfahren. Es gilt das Windhundprinzip. Anmeldungen und Reservierungen sind daher nicht notwendig. „Ich habe mich bewusst dazu entschieden, das ohne Anmeldung zu machen. Gerade die normalen Torfkahnfahrten sind meist frühzeitig ausgebucht. Daher soll das Torfkahn-Taxi den Leuten zugutekommen, die spontan unterwegs sind“, sagt Wedelich und ergänzt: „Alles ganz entspannt.“

Geschichten vom Moor

Auf der rund 30-minütigen Fahrt bekommen die Passagiere einige Geschichten aus dem Moor erzählt. Neben einem Informationsheftchen werden außerdem Bilder aus längst vergangener Zeit rumgegeben. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es den Leuten mehr bringt, wenn sie zu den Erzählungen auch etwas zum Angucken und Verstehen in die Hand bekommen“, sagt Wedelich.

An Melchers Hütte oder am Hammehafen angekommen, haben die Gäste dann eine Stunde Zeit, die sie nutzen können, bis der Torfkahn um 16.30 Uhr wieder gen Startpunkt ablegt. „Die meisten Gäste werden wahrscheinlich die lokalen Gaststätten ansteuern. Eine Stunde reicht dabei für Essen und Trinken vollkommen aus“, so Wedelich und ergänzt: „Die Gaststätten sind alle eingeweiht. Die Betreiber sind von der Idee überzeugt. Auch sie werden von dem Taxi sicherlich profitieren.“

Platz für bis zu 20 Menschen

Die schwarz gestrichenen Torfkähne, die die Namen „Us Düwelsmoor“ und „Us Waakhusen“ tragen, sind laut Wedelich allesamt überholt worden und top in Schuss. Platz bieten die traditionellen Boote jeweils für 18 bis 20 Personen. Ob die Boote kurz vorm Ablegen voll besetzt sind, ist Wedelich zufolge egal. „Wir legen ab, egal, ob nur fünf, zehn oder 15 Menschen draufsitzen. Am Ende des Tages muss ja der Zeitplan eingehalten werden“, sagt der Torfschiffer, der bei den Fahrten Unterstützung von 14 weiteren Torfkahnskippern bekommt. Zwei davon seien Niederländer. „Die vermeintliche Sprachbarriere ist kein Problem, die beiden Kollegen haben sich da reingefuchst, und es macht ihnen richtig viel Spaß“, sagt Wedelich.

Der erfahrene Torfschiffer und zugleich Ortsvorsteher der Worpsweder Ortschaft Waakhausen möchte sich das Projekt in den kommenden Wochen und Monaten erst mal genauer angucken und ist gespannt auf die Resonanz. Läuft es besser als gedacht, könne er sich vorstellen, den Abfahrtsplan um zusätzliche Zeiten zu ergänzen.

Der Sinn eines Taxis besteht eigentlich darin, sich an einen beliebigen Standort befördern lassen zu können. Dass Wedelich mit der festen Route dieses klassische Taxi-Prinzip nicht wirklich abdeckt, sei ihm bewusst. Aber das könnte sich ja irgendwann noch ändern. „So weit sind wir aber noch nicht. Ich freue mich jetzt erst mal, dass die Idee umgesetzt wurde, und bin auf die vielen Gäste und Fahrten gespannt. Das wird schön“, sagt Wedelich.

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Info

Eine Einzelfahrt mit dem Torfkahn-Taxi kostet zehn Euro, für das Kombiticket mit Hin- und Rückfahrt fallen 18 Euro an. Kinder bis drei Jahre sind frei, Kinder und Jugendliche bis zwölf Jahre zahlen den halben Preis. Weitere Informationen zum Torfkahn-Taxi gibt es im Internet unter www.worpsweder-torfschifffahrt.de.

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